Mittwoch, 31. März 2010

Strickschick - mein einfacher Luxus

Das vergangene Wochenende war ein richtig luxuriöses - luxuriös in einer sehr zeitgenössischen Bedeutung: Der Luxus waren Zeit und Gelassenheit.

Gemacht haben wir damit folgendes: Kochen, gut essen, spazieren gehen, Gartenarbeit, reden, spielen, Handarbeit. Dazwischen ein Tänzchen, viel kuscheln und der Luxus (hier ist er wieder), am Freitag um halb zehn am Abend schon im Bett zu liegen und tief zu schlafen. Unaufregend und unaufgeregt, so richtig der Entspannung dienend.

Ich hab die Zeit genutzt, um in meinen Schätzen zu kramen und meine Sammlung an Bastelmaterial zu sichten und zu sortieren. Das hat die Basis geschaffen für die kleine Revolution die dann folgte: Ich habe nach fünfzehn Jahren zum ersten Mal gestrickt. Überrascht war ich davon, dass meine Hände sofort wussten, was zu tun ist mit Wolle und Stricknadeln. Eine beruhigende Arbeit, die ein bissl Konzentration erfordert aber genug Platz zum Nachdenken und Träumen lässt. Ich hab mich entschieden, den Ehrgeiz außen vor zu lassen und stattdessen Platz zu machen für die Lust am Ausprobieren und die Freude am Experimentieren. Ein befriedigendes Gefühl, selber produzierte Dinge in den Händen zu halten!

Angesteckt haben mich meine Freundinnen Sandra in Wien, Irene in New York und Monika, die in Tansania Helena aus Wasso das Sockenstricken beigebracht hat.

Handarbeit kommt wieder in Mode: In New York hab ich schon letztes Jahr ein Strickgeschäft mit Café entdeckt, wo neben dem Materialverkauf auch Kurse stattfinden – mitten im angesagten SoHo.
In der New York Times Beilage des Standard war diese Woche ein Artikel zu finden über ein Näh-Café in Paris: Nähmaschinen gibt es dort zu mieten wie Computer in einem Internetcafé; dazu Unterstützung bei Änderungsarbeiten und Nähkurse.

Mir gefallen diese Ideen, passen sie doch so gut zu meinem Jahresmotto: Repair, reuse, recycle, reduce. Aus alten Kleidungsstücken neue zu machen, Kaputtgegangenes zu flicken, aber auch einfach die Techniken und Werkzeuge (wie z.B. Stricknadeln) wieder zu verwenden.

Meine Schätze vom vergangenen Wochenende: eine Umhängetasche (ich wollte die Strickprobe dann doch auch gleich zu etwas Brauchbarem machen) und ein Wendearmband aus Stoff. Dazu ein gscheiter Schnupfen und rote Backen, weil ich unbedingt schon auf der Terrasse arbeiten wollte, um die ersten Sonnenstrahlen gebührend zu feiern – und ein tief befriedigtes Gefühl, das alles selber gemacht zu haben. Jetzt stricke ich an einem Schal.

Für eine Viertelstunde für mehr Lebensbalance: Welche Handarbeits- oder Handwerkstechnik möchte ich (wiedermal) ausprobieren? Hinsetzen und nachdenken, was interessant sein könnte und was die nächsten Schritte sind, um das auch bald tun zu können: Termin(e) eintragen im Kalender, die Utensilien suchen, einen Kurs buchen oder die Person kontaktieren, die dabei behilflich sein kann (Danke Mama für Wolle und Nadeln!).

Viel Spaß beim Werken!
Daniela

Mittwoch, 10. März 2010

Body of Activism



Immer noch UNO Frauenstatuskommission.

Die rhetorische Frage einer spannenden Frau, Nia Robinson, auf einem Panel hat mich beeindruckt: "How can I be in this body and not be an activist?".

Für Nia hat die Frage noch eine weitere Komponente, da sie als "Woman of Color" gesprochen hat; ich finde es aber auch für mich als weiße Frau wichtig: Wie kann ich in diesem Körper sein und keine Aktivistin?

Aber es geht natürlich darüber hinaus: Nicht nur persönliche Betroffenheit führt zu Aktivismus; persönliche Betroffenheit kann auch daraus entstehen, dass mir betroffene Menschen am Herzen liegen.

Was liegt dir am Herzen; In welchen Bereichen bist du AktivistIn?

Montag, 8. März 2010

Internationaler Weltfrauentag 2010

Internationaler Weltfrauentag - ich wünsche euch allen da draußen alles Gute!
Es gibt noch viel zu tun; das wird nicht zuletzt hier bei der 54. Sitzung der UN Frauenstatuskommission deutlich.

Heute habe ich schon wieder gehört, dass die jungen Frauen auslassen, da sie meinten, dass Gleichstellung bereits erreicht sei. Die erfahrenen Feministinnen scheinen frustriert darüber, dass sie niemanden für die Übergabe der Agenden finden.
Hmm,... here I am! Here we are! We are many! Are we many?

Ich fühle mich mit meinen Anliegen keinenfalls allein, beobachte aber auch, dass viele Frauen erst etwas später im Leben für sich erkennen (müssen), dass bei Weitem noch nicht alles geregelt und geklärt ist:
# Wenn sich der Karriereverlauf verlangsamt und die jüngeren, schlechter qualifizierten Männer an einer vorbeiziehen.
# Wenn in einer bisher gleichberechtigten Partnerschaft beim ersten oder zweiten Kind schleichend oder plötzlich ein Rückfall in alte Rollen und Aufgabenverteilungen stattfindet.
# Wenn das eigene ehrenamtliche Engagement in Politik und Vereinen unbedankt bleibt, während die Kollegen Öffentlichkeit und Anerkennung bekommen.
# Wenn der eigene Erfolg als "Quotenergebnis" herabgesetzt wird.
# Wenn die Luft dünn wird beim Aufstieg in Beruf und Politik.

Unsere älteren Schwestern haben schon viel erreicht für uns, unsere Arbeit startet auf einem anderen Level - aber es bleibt Arbeit und sie muss gemacht werden!

Ich lade dazu ein, sich 15 Minuten Zeit zu nehmen und sich Gedanken zu machen: Was kann ich heute oder morgen tun, um zu Geschlechtergerechtigkeit beizutragen?

Viel Spaß beim Retten der Welt,
Daniela

Freitag, 5. März 2010

Polepole & Inshallah



Reisen bildet und in Tanzania habe ich besonders viel gelernt. Was ich davon schon deutlich spüre und was ich mir auch gut hinüberretten mag in den Alltag: Polepole & Inshallah!

"Polepole" ist oft zu hören und meint soviel wie "langsam, langsam" - eine wichtige Lektion, die ich in meiner Arbeit immer wieder weiter gebe und doch selber so oft nicht beherzige. Ein besonders schöner Moment war es mich selber dabei zu beobachten wie langsam und gemächlich mein Gehtempo in Tansania wurde. Jetzt sitze ich in New York und bin gespannt, ob ich das in den Straßen Manhattans beibehalten werde...

"Inshallah" ist in Tansania auch imer wieder zu hören und auch zu lesen (z.B. auf öffentlichen Bussen, "Dallah-Dallah" genannt, die oft in halsbrecherischem Tempo unterwegs sind) und meint "So Gott will". Ich übersetze das für mich gerne auch in einen weltlichen Kontext: Wie es kommt, so ist es und so wird es gut sein. Ich kann nur so wenig planen und kontrollieren und es tut mir gut, mir das auch immer wieder mal vor Augen zu führen.



Meine Lernaufgabe für dieses Jahr (die ich für mich identifiziert habe) lautete "Ich kann nicht alles (auf einmal) haben". Dank Armin aus der Reisegruppe ist aus der Aufgabe eine Verheißung geworden: "Ich darf aus der Fülle schöpfen".

Ein gutes Wahrnehmen der Fülle und ein lustvolles Schöpfen daraus wünscht
Daniela

Donnerstag, 4. März 2010

Asante sana, Tansania - vielen Dank!

Drei wunderbare Wochen im traumhaft schönen Tansania: ich bin dankbar für die Fülle an schönen Erlebnissen, bereichernden Begegnungen und dem vielen Glück das wir hatten auf dieser Reise.

Reisen ist Lernen, doch die Dichte des Lehrstoffes wird durch mehrere Faktoren abgefedert. Das "Im-Hier-und-Jetzt-Sein" und dieses auf sich selbst zurück geworfen sein in einem fremden Land sind auf Reisen erholsam [im Gegensatz zu dem was wohl viele Menschen erleben, die für länger, für eine unbekannte Zeitspanne oder für immer in die Fremde ziehen].

Die Migration, das Herumziehen der Tierherden (Zebras, Antilopen, Gnus), ist ein beeindruckendes Schauspiel, das uns unverhofft geschenkt wurde. Fragen zum eigenen Herumziehen und zu Migration allgemein drängen sich auf.

Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Völkern und Stämmen regen darüber hinaus zum Denken an. Die an uns gerichtetetn Fragen beschäftigen nachhaltig: Wie sind unsere Stämme organisiert?

Aus der Entfernung, in der Hütte der Tatoga-Frauen sitzend, erscheint mir "unser" Lebensstil nicht mehr so selbstverständlich, sehe ich auch eine gewisse Verarmung. Das individualisierte Leben, kleine oder keine Familien, eine Loslösung der und von den "Elders", das oft einsame Aufziehen einzelner Kinder statt dem Aufwachsen in einem generationenübergreifenenden größeren Familienverband, dazu die Entfremdung von Natur und Erde.

Dabei ist mir klar, dass ich nicht tauschen wollen würde (und auch nicht könnte). Die Irritation durch die Fragen, Überlegungen und Diskussionen möchte ich mir aber länger beibehalten.

Ein bisschen Abstand zum Alltagsleben, die eigene Brille durch eine andere ersetzen und einen neuen Blick auf die eigenen Selbstverständlichkeiten werfen und dann frisch aus der Fülle meines Lebens schöpfen.

Asante sana, Tansania!

Diesen Schuhen und der wunderbaren Herta verdanke ich diese Reise: www.tanzania-zentrum.at/reisen/